Motorschirm fliegen

Wie Motorradfahren in luftiger Höhe

Motorschirm fliegen Wie Motorradfahren in luftiger Höhe

Worum geht es bei diesem Hobby?

Motorschirme sind einfach gesagt mit einem Motor ausgerüstete Gleitschirme. Als Antrieb dient entweder ein sogenannter Rucksackmotor, den der Pilot sich auf den Rücken schnallt wie einen Rucksack, oder ein Fahrgestell mit drei Rädern und einem Motor dran, einem sogenannten Trike. Aber keine Angst: Der Rucksackmotor hängt natürlich auch im Gestell, du musst das Gewicht nur beim Start tragen! Je nach Art des Antriebs werden die Motorschirme auch in fußstartfähige und rollstartfähige Schirme unterteilt. Denn durch den Motor ist es möglich, auch im ebenen Gelände zu starten.

Im Jahr 1964 wurden die ersten rechteckigen Flächenfallschirme ausprobiert. Und noch im gleichen Jahr flog die erste motorisierte Version! Mit Hilfe des Motors kann der Pilot mit dem Schirm an Höhe gewinnen, auch ohne Aufwinde und Thermik. Somit ist eine längere Flugdauer möglich. Die Dauer des Flugs wird allerdings durch den Inhalt des Tanks begrenzt, der nach spätestens vier Stunden leer gesaugt ist. Nachteil ist der Höllenlärm, den der Motor erzeugt, und es ist vorbei mit dem lautlosen Gleiten. Allerdings werden auch sie immer leiser, leichter und zuverlässiger. Verwendet werden hauptsächlich Zweitaktmotoren. Mittlerweile gibt es auch eine elektrische Variante.

Motorschirme sind Luftsportgeräte. Dem entsprechend benötigt man einen Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer (auch Sportpilotenlizenz genannt) für Motorschirme. Somit ist Motorschirmfliegen die einfachste und günstigste Art, sich in der Luft motorisiert fortzubewegen. Und die komplette Flugausrüstung passt in fast jeden PKW.

Was benötigst Du dafür?

Idealerweise solltest du das Gleitschirmfliegen schon beherrschen, also die A-Lizenz besitzen. Damit hast du die Möglichkeit, in einem Schnupperkurs das Motorschirmfliegen unter professioneller Anleitung einmal auszuprobieren. Hast du Blut geleckt, nimmst du an einem Motorschirmkurs teil und nach einer Woche darfst du mit Rucksackmotoren oder leichten Trikes unter 120 kg fliegen. Und das ist schon ab einem Alter von 17 Jahren möglich!

Du hast noch keine Gleitschirmlizenz? Auch kein Problem: Du kannst beide Ausbildungskurse nacheinander oder auch in Etappen belegen, wie es für dich am besten passt, und das meist beim gleichen Anbieter. Und in der Ausbildung kannst du oft mehrere Systeme ausprobieren um deine persönliche Ausrüstung zu finden. Hier entscheidet sich auch, ob dir ein Gleitschirm mit Rucksackmotor oder ein Trike besser zusagt und somit deine Ausbildung in die entsprechende Richtung gelenkt wird.

Später macht es Sinn, dass du dir deine eigene Ausrüstung zulegst. Du benötigst natürlich erst einmal einen motorkompatiblen Gleitschirm und das passende Gurtzeug (den ”Sitz“). Hinzu kommt ein Rucksackmotor oder ein Trike, wobei es auch Fahrgestelle gibt, mit deren Hilfe der Rucksackmotor zum Trike erweiterbar ist. Unverzichtbar beim Motorschirmfliegen ist ein guter Rettungsschirm. Um die eigenen Steig- und Sinkwerte sowie die aktuelle Höhe ermitteln zu können brauchst du ein Variometer. Fehlen nur noch winddichte Kleidung, Fliegerstiefel, Helm und vielleicht ein Rucksack oder eine Tasche zum Transport deiner Ausrüstung.

Wie viel kostet Dich dieses Hobby?

Für den Schnupperkurs rechne mit etwa 150,- €. Der sich anschließende Motorschirmkurs kostet dich so um die 1.300,- €. Bringst du einen eigenen Schirm mit und ist dieser motorkompatibel, reduziert sich der Kurspreis um etwa 200,- €. Und die Gebühr für den Schnupperkurs wird dabei oft mit verrechnet.

Bist du Fußgänger und hast noch keine A-Lizenz zum Gleitschirmfliegen? Dann rechne für beide Ausbildungskurse zusammen mit mindestens 1.900,- €. Und entscheidest du dich während der Ausbildung für das Trike, kommt in jedem Fall nochmal eine zusätzliche Leihgebühr für das Trike ab 250,- € oben drauf. In beiden Fällen plus Prüfungs- und sonstigen Gebühren.

Motorkompatible Gleitschirme bekommst du ab etwa 3.000,- €, das passende Gurtzeug (der ”Sitz“) mit Befestigungsmöglichkeiten für den Motor ab 600,- €. Mit Preisen ab 5.000,- € ist der Motor finanziell der größte Posten. Ein einfaches Fahrgestell zur Erweiterung als Trike kostet dich ungefähr 1.600,- €. Das gibt es auch als Flyke, als “fliegendes Fahrrad” (flying bike), für ungefähr 3.000,- €. Oder du entscheidest dich gleich für ein komplettes Trike ab zirka 8.000,- € aufwärts. Ein Rettungsschirm kostet ab 500,- €. Variometer gibt es ab 200,- €. Das alles gibt es auch als gebraucht zu kaufen, ob du das willst, ist deine Entscheidung. Aber einige Flugschulen bieten die neue Ausrüstung auch zu Vorzugspreisen mit an. Und rechne für Kleidung und weiteres Zubehör auch noch mal mit gut 500,- €.

Möchtest Du Dich in Vereinen organisieren?

Im Verein da fliegt man mehr! Wie so oft im Leben macht auch das Motorschirmfliegen mehr Spaß, wenn man es dieses Hobby mit anderen teilen und miteinander fachsimpeln kann. Allerdings ist dieses Hobby nicht so weit verbreitet, so dass es dir vielleicht einige Mühe bereitet, Gleichgesinnte zu finden und in einem Verein tätig zu sein.

Hast Du Lust auf Wettbewerbe?

Es gibt einige wenige Veranstaltungen, bei denen sich Motorschirm-Piloten treffen, wo sie sich austauschen und miteinander feiern können sowie auch einige Wettbewerbe austragen können. Aber es gibt sie! Verzage nicht bei der Suche!

Ist dieses Hobby für Dich geeignet?

War es schon immer dein Traum zu fliegen, ohne vorher auf Berge klettern zu müssen? Suchst du eine günstige Möglichkeit des Motorflugs? Mit den Vögeln um die Wette fliegen? Dann ist vielleicht das Motorschirmfliegen als einfachste und günstigste Art des motorisierten Fliegens das Richtige für dich! Und unterschätze nicht die motivierende Unterstützung von Vereinen!

Musst Du Rechtliches beachten?

Für das Fliegen mit einem Motorschirm sind zwingend die A-Lizenz für das Gleitschirmfliegen sowie darauf aufbauend die Lizenz für Motorschirme Voraussetzung. Da Motorschirme durch den Motorantrieb rechtlich zu den Ultraleichtflugzeugen zählen, dürfen Starts und Landungen nach deutschem Luftrecht nur auf für Ultraleichtflugzeuge zugelassenen Flugplätzen erfolgen. Es gibt auch die Möglichkeit, einen eigenen Startplatz nach § 25 LuftVG durch die Landesluftfahrtbehörde genehmigen zu lassen. Die Aussichten auf die Erteilung einer Zulassung ist jedoch je nach Bundesland sehr unterschiedlich.

Jeder Motorschirmpilot muss zwingend eine Haftpflicht-Versicherung besitzen, welche auch Schäden durch das Motorschirmfliegen mit beinhaltet. Die bei Unfällen entstehenden Arzt- und Behandlungskosten sind über die Krankenversicherung abgedeckt, nicht jedoch die Folgekosten wie zum Beispiel Krankengymnastik, Reha und Arbeitsausfall. Dies sollte über eine Unfallversicherung geschehen, bei der auch das aktive Gleitschirmfliegen abgesichert ist. Oft wird auch noch eine spezielle Flugunfall- und Bergekosten-Versicherung empfohlen.

Wo findest Du weitere Informationen?

Motorschirme zählen zwar zu den Luftsportgeräten, werden aber auch durch den Deutschen Ultraleichtflugzeugverband e.V. (DULV) vertreten. Leider werden sie hier nur sehr stiefmütterlich behandelt. Beim Deutscher Hängegleiter-Verband DHV erfährst du auch einiges über die Motorschirme. Weiterhelfen kann man dir aber wohl eher in einer Motorschirm-Flugschule in deiner Nähe. Hier erfährst du alles über Ausbildung und Ausrüstung sowie mögliche zugelassene Start- und Landeplätze. Und im größten deutschen Motorschirm-Forum kannst du mit vielen Gleichgesinnten kommunizieren. Dachverband der deutschen Luftsportverbände ist der Deutsche Aero Club e.V. (DAeC). Dort bekommst du ebenfalls viele Informationen.

Die Gleitschirme sind sicherer geworden und sie sind den Motoren angepasst. So kann man mit einem guten und sicheren Gefühl in die Luft gehen.

 

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